Nochmal, aber anders gefragt: Ist Glück und Zufriedenheit sinnvoll und somit erstrebenswert? Mittlerweile gibt es eine unüberschaubare Anzahl an Literatur, die sich mit diesem Thema befasst. Von Ratgebern, Lebenshilfen und Artikeln in Zeitschriften bis hin zu wissenschaftlichen Publikationen. Im Rahmen meiner Masterarbeit in Wirtschaftspsychologie, habe ich mich ebenfalls diesem Thema gewidmet. Meine Überlegungen und Überzeugungen habe ich in ein Modell gefasst und wollte dieses wissenschaftlich untersuchen. In diesem Modell wird der Zusammenhang von Sinn und Zufriedenheit über Faktoren wie Job, Beziehung und Wohlstandsstreben unterstellt.

Gleich vorweg: Im Rahmen einer zeitlich beschränkten Masterarbeit war der zu untersuchende Umfang zu viel. Einige Gedankengänge und Aspekte aus dieser Arbeit möchte ich dennoch gerne teilen.

Glück soll hier als Gefühlszustand verstanden werden, als Glücklich-Sein und nicht als erhöhte Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines positiven Ereignisses. Aus dieser Abgrenzung ergibt sich auch ein verständlicher Zusammenhang zwischen Glück und Zufriedenheit.

 

Antworten auf die Frage was es braucht um glücklich und zufrieden zu sein.

Job, Familie, Geld, Gesundheit sind die Top-Antworten bei Umfragen zu diesem Thema. Was zu beobachten ist, dass Geld immer mehr an Stellenwert verliert und erkannt wurde, dass es nicht glücklich macht. Dies unterstelle ich auch in meinem erwähnten Modell, wo Job und Beziehung (Familie und Freunde) den größten Anteil an Glück und Lebenszufriedenheit ausmachen. Dieser hohe Zusammenhang konnte übrigens auch empirisch belegt werden. Es gilt also, kurz einen Blick auf diese beiden Faktoren zu richten.

 

Was macht uns im Job und in unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen zufrieden?

Viele haben bereits die Erfahrung gemacht, dass kein Geld der Welt eine schlechte Behandlung durch Kollegen, Stress, Vernachlässigung der Familie und sich selbst oder eine unzufrieden stellende Tätigkeit an sich, aufwiegen kann. Monetäre Kompensation kann kurzfristig funktionieren, macht aber auf Dauer nicht glücklich. Vor allem, weil meistens gleich mehrere Faktoren vernachlässigt werden. So vernachlässigt eine Person, die auf Karriere und Einkommen fixiert ist, eher familiäre Bedürfnisse, Zeit mit PartnerIn und Nachwuchs. Unangenehme Situationen im Job werden auch eher hingenommen, nur um den Karrierepfad nicht zu verlassen. Am wichtigsten jedoch finde ich den Faktor der Vernachlässigung der eigenen Person. Nicht weil wir selbst wichtiger sind als alle anderen, sondern weil wir in der heutigen Zeit zu wenig auf uns achten. Viele kennen wahrscheinlich auch die Wechselwirkung der beiden Faktoren Job und Beziehung aus dem eigenen Leben. Vereinfacht dargestellt, kann sich eine belastende Jobsituation auf Beziehungen auswirken und umgekehrt kann sich eine belastende Beziehung negativ auf den Job auswirken. Hierbei erachte ich als wichtig, diesen negativen Kreislauf nicht entstehen zu lassen oder ihn zu unterbrechen und eine positive Strömung zu erzeugen.

 

Und was hat das alles nun mit dem Sinn zu tun?

Zum einen stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, dem Glück direkt hinterherzulaufen und darauf zu warten Glück zu erfahren. Zum anderen kann hinterfragt werden wie stark der Einfluss des Lebenssinns auf Glück und Zufriedenheit ist.

Zweiteres erfordert weitere Forschungsarbeit, ich bin jedoch davon überzeugt, dass Personen, die sich mit dem Sinn des Lebens befassen und Sinn entdecken, zu einer höheren Lebenszufriedenheit und Glücksempfinden kommen. Dieser Sinn ist der Rahmen für unsere Zielsetzungen im Leben. Ziele wiederum führen uns zu konkreten Handlungen, damit wir diese auch erreichen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Qualität des Weges hin zum Ziel ebenfalls eine große Rolle spielt. So werden Personen, die als ihren Sinn im Leben das Erreichen eines hohen Wohlstandslevels sehen, entsprechende Ziele setzen um genau dorthin zu gelangen. Die Programmierung der selektiven Wahrnehmung ist somit auch vorgegeben.

Ob es nun erstrebenswert ist, dem Glück hinterherzulaufen möchte ich folgendermaßen beantworten. Das Glück in einem Zielzustand zu suchen, halte ich für sinnlos. Wer beispielsweise glaubt, sich mit der Anschaffung eines neuen Autos glücklich zu fühlen, wird dies bestimmt auch eine Zeit lang sein und zwar solange, bis sich diese Person an das Auto gewöhnt hat und nun einen neuen Zielzustand benötigt, um Glück zu erfahren. Wer allerdings auf den Weg hin zu einem Zielzustand achtet, wird wesentlich mehr Glück erfahren. Als Beispiel möchte ich Studienzeit anführen. Wer sich durch ein Studium quält nur um zu einem Abschluss zu kommen, wird eher über eine lange Zeit unglücklich sein, im schlimmsten Fall über Jahre. Die Erlangung des Studienabschlusses führt dann zu Entlastung und kurzfristigem Glück. Stellen Sie sich vor, Sie genießen Ihr Studium, auch wenn Vorlesungen und Themen schwierig sind und Sie scheinbar vor unlösbaren Herausforderungen stehen. Ist es nicht ein Genuss, wenn Sie Ihre Neugier befriedigen können und Neues dazulernen? Diese beschriebene Ansicht spiegelt sich auch in der Aussage „Der Weg ist das Ziel“ wieder.

 

Wir sind Gestalter unserer Wege und haben das Glück bereits in der Hand, ohne es als solches zu erkennen.